Sonntag, 31. Mai 2015

Stoffspielereien: Inspiration Kunst ( Flora am Felsen, Paul Klee )


Karen hat für den Mai vorgeschlagen, sich von Kunstwerken inspirieren zu lassen.

Das Thema hat mich durch mein ganzes Studium begleitet. Analyse, Entwurf  und Umsetzung von bauhäuslerisch anmutenden Werken waren eine sichere Bank bei unseren Dozenten.
Für die Diplomarbeit habe ich auf der Basis von Bildern von Klee, Miro und Dubuffet Jacquardjerseys entworfen und vernäht. Die Kleidungsstücke sind verschollen, aber ein paar Sachen aus den Präsentationsordnern habe ich noch gefunden.
Herausgepickt habe ich mir deshalb ein Bild, mit dem ich mich vor über 20 Jahren schon intensiver beschäftigt habe: Paul Klees "Flora am Felsen" aus seinem Todesjahr 1940.

Lustig: Der streifige Nadeldrucker für den Ausdruck der Patrone.
Aber immerhin gab es schon Grafikprogramme.
(Rapportiert wurde auf dem Papier, dann eingescannt und die Anschlüsse korrigiert. 
Das geht heute viel einfacher. )
Wenn ihr das Bild anklickt seht ihr besser wie der Jersey aufgebaut ist: Auf dem gerippten Grund erheben sich plastisch die organischen Elemente. Daraus habe ich damals in den 90ern ein körpernahes Kleid genäht.

Heute muss ich das natürlich viel direkter angehen.
Als Ausgangsmaterial habe ich ein chiffonartiges Etwas aus einer Viscose/Polyestermischung aus dem Stoffregal gezogen.
Der Fall ist prima, aber die Farbe und das Muster sehen schon schwer nach Gardine aus.
Der Stoff lässt sich gut mit Dekaprint bemalen, im Vorfeld habe ich das auch auf Waschbarkeit geprüft:
Der vorhandene Druck hat die Farbe anders aufgenommen als der Grund, das Muster schimmert immer noch durch. Deshalb habe ich die kalligrafischen schwarzen Elemente erst mal nur sparsam am Saum aufgemalt.
Irgendwann beim Fixieren der Farbe ( zuerst bügeln und dann im Backofen 10 min/140 Grad ) habe ich mir zwei Risse im Vorderteil eingehandelt, die habe ich mit applizierten Kreisen abgedeckt.
Zuerst wollte ich noch ein paar zusätzliche schwarze Elemente aufmalen, aber eigentlich gefällt es mir schon so. Was meint ihr?


Schnitt: Burda 3-2010, Mod 118
Stoff: Stoffmarkt
Farbe:  Nass in nass vermalte Dekaprint Siebdruckfarbe, via Jeromin
Aufwand: 3 Wochen überlegen, 30 Minuten malen, 3 Stunden nähen

Karen versammelt heute die anderen Teilnehmerinnen im Blog, ich bin schon sehr gespannt auf ihre Umsetzungen!

Freitag, 22. Mai 2015

Siebdruck regional

In den letzten Tagen sind hier eine ganze Reihe Taschen für Barbaras Laden (Glas und Faden) in Ellwangen entstanden. 
Ausgangsbasis der Taschen sind die neuen Druckmotive, die ich nun von Hand auf Folien zeichne. Endlose Druckversuche mit dem Laserprinter haben wenig Erfolg gebracht, der Toner wird auch mit Verdichter nicht so schwarz, als dass sich die Siebe problemlos belichten lassen. 
Die Opaque-Pens von Transotype sind dagegen völlig lichtundurchlässig- so bekomme ich perfekte Konturen und die Siebdruckemulsion lässt sich an den unbelichteten Stellen leicht auswaschen. 
Die Siebe habe ich mit 55T- Gewebe bespannt und mit Photecoat Solo beschichtet, auch da habe ich viel experimentiert.
Wer sich für Siebdrucktechnik interessiert kann sich mal durch die Videos vom Siebdruckversand klicken, da wird das Vorgehen grundsätzlich gut erklärt. Aber ganz so problemlos wie die Experten dort das darstellen ist die Technik leider nicht. 
Und es ist eine Materialschlacht.
Die sich trotzdem lohnt wenn man erst mal die Erfolge sieht:
Verarbeitet kann das dann so ausschauen:
Ich liebe die Kombiantion aus Leder und grobem Leinen oder Zeltplane. 
Da kann die Form der Tasche ganz schlicht sein, die Materialien allein sind wirkungsvoll genug.
Wenn ich mir die Entwicklung in den letzten 8 Jahren von der ersten geposteten Tasche bis zu diesen Exemplaren anschaue- das war ein spannender Weg.
Danke, dass mich viele Leserinnen und Kunden begleitet und motiviert haben!
Habt ein schönes Pfingstwochenende!

Mittwoch, 13. Mai 2015

MMM: Ein Fakewickelkleid ( Das VokuHila - TfT )

Im Aprilheft zeigt Burda ein Fakewickelkleid mit interessanter Rocklösung.
Das doppellagige Oberteil schien mir nicht wirklich spannend, aber wie das mit dem Rock funktioniert wollte ich gern mal ausprobieren.
Und ja, diese Rockform ist super.
Es ist toll wie der Stoff beim gehen hinten an der Wade entlangstreicht.
Und das Kleid passt perfekt zu meiner neuen Tasche.
Aber das war´s dann auch schon.

Zum einen ist das Kleid einfach zu groß, die Blende sitzt zu tief, dabei habe ich da schon beim Schnitt 4 cm abgezogen.
Was mich aber wirklich wahnsinnig macht ist das ständige Herumzupfen weil das Vorderteil Querfalten schlägt. Auf gemustertem Stoff oder mit einem drapiertetren Schnitt fände ich die Falten schon OK, aber hier stören mich die Wellen in der grafisch-puren Fläche.
OK, dachte ich- nähe ich das mal von Hand mit einem kleinen Hexenstich zu.
Das eleminiert wenigstens die Falten.
( Dafür sehe ich von oben in den Pfusch hinein- ärgerlich.)
Aber auf den Fotos sieht man dann noch weitere Baustellen: Die zu tiefen Armlöcher, zuviel Weite in der Seitennaht und überhaupt. Das ist völlig unförmig!
Das war der Moment wo ich das Ding in die Ecke geschmissen habe.

Um es dann zum heutigen MMM (Thementag Wickelkleid) nochmal zu überarbeiten.
( Schulter angehoben, Rückenpartie korrigiert, den Wickeleffekt zur Hälfte mit der Maschine zugenäht. Dafür sitzt der Brustpunkt jetzt zu hoch. Ätzend. Das bin ich von Burda nicht gewohnt.)
Den Schnitt kann ich deshalb leider nicht empfehlen. Wer einen solchen Rock mag sollte ihn lieber an ein gutsitzendes Oberteil konstruieren.
Das werde ich irgendwann nochmal tun, den Effekt finde ich nämlich schon toll.
Von vorn schaut das Kleid japanisch schlicht aus, hinten sorgt ein üppiger fishtail für Weite und Drama.

Weitere Wickelkleider gibt es heute beim MMM, aber vermutlich bin ich erst mal geheilt.
Wickel aus Webware ist ein Wagnis.

Schnitt: Burda 4 2015, 118
Stoff: feine Popeline und Leinen aus dem Vorrat

Dienstag, 5. Mai 2015

Schneidet eure Schätze an!


Barbara hat einen prima Beitrag über das richtige Kaufen von (Patchwork-)Stoffen geschrieben, vielen ihrer Punkte kann ich nur zustimmen.
Wenn man nach ein paar Jahren ein Stofflager mit Basics, Unis und kleinen Mustern gesammelt hat sollte man allerdings eher nach Bedarf kaufen.
Und spontane Lustkäufe von topaktuellen Designs mit dem Beiwerk aus dem Vorrat zügig vernähen.
Solange die Stoffe noch heiß sind.
( Es kommen todsicher jede Saison interessante Stoffe auf den Markt, warum sollte man die Vorjahresstoffe dann noch streicheln?)

Der heißeste Stoff auf dem Mustermarkt ist für mich gerade die Elizabeth-Serie von Tula Pink. Das Selfie ist phantastisch aufgebaut, die Muster dazu bilden genau den richtigen Kontrast und das Zusammenspiel von groß und klein funktioniert so gut wie bei Amy Butler zu ihren besten Zeiten.

Und wenn ich dann bei soviel Schönheit Schneidehemmung habe, greife ich auf einen bewährten Schnitt zurück:

Ich habe aus einer kleinen Ziegenlederhaut 4 Geldbeutel schneiden können....
....und mich wieder über die präzisen Stiche meiner Ledernähmaschine gefreut.

OK, ich habe zugegebenermaßen auch einige wenige Streichelstoffe. 
Erin Michaels Lush ist dafür ein gutes Beispiel: Den Rock ziehe ich gerne an, den großen Stoffrest horte ich noch. Aber bei anderen Sachen ärgere mich zunehmend, dass ich sie fast schon mit Jahreszahl versehen kann und dass ich sie nicht damals schon vernäht habe.

Habt ihr auch solche Schätze? 
Vernäht sie doch mal mit einem sicheren Schnitt, das ist so befreiend!