Sonntag, 27. Mai 2012

Manipulating Fabric: Volants


Im vierten Kapitel des Manipulating-Fabric-Klassikers von Colette Wolff geht es um "Flounces".
Im Fränkischen sind das "Felbala", Leo schlägt als Übersetzung "Volants" vor.
Und das befindet sich beides völlig außerhalb meines Beuteschemas.

Ich habe dann zu Kapitel fünf vorgeblättert und dort Godets gefunden.
(Himmel, noch schlimmer.)
Also bin ich zurück zu den "Flounces" und habe kurz überlegt, ob ich sowas schon irgendwann genäht habe.
(Habe ich nicht, aus gutem Grund. Alles Rüschige liegt mir einfach nicht.)


Gut, also Volants.
Da es kein Spaß ist, meterweise gerundete Kanten zu versäubern habe ich recht schnell beschlossen, das dort offenkantig zu lassen. Zudem fallen die Volants einfach besser.
Falls das doch irgendwann mal unansehlich werden sollte, kann immer noch ein schneller Rollsaum Abhilfe schaffen.

Ich habe verschiedene Innenradien probiert- je enger der Kreis, desto üppiger wird die Rüsche.
Ich habe verschiedene Materialien probiert- je fließender und schwerer der Fall, desto schöner legt sich der Volant.
Nur die Farbe war klar- schwarz. Damit das bitteschön nicht zu verspielt wird.


Der Stoff ist ein glänzend beschichteter Jersey von BOSS, er liegt schön flach und franst nicht aus.
Kombiniert habe ich ihn mit einem feinen wasserfarbenen Mesh, auch da besteht keine Gefahr, dass sich das Material an der Kante auflöst.
Den türkisen Stoff habe ich mit dem gleichen Radius zugeschnitten und etwas versetzt an den schwarzen Volant angenäht. Denn nur in schwarz wären die Rüschen zu massiv und auch etwas fade.


So schaut das dann aus, wenn die beiden Elemente versetzt an einem Saum angenäht werden:


Das Kleid selbst ist sehr schlicht, der einzige Akzent sind die Volants am Saum. Nur das türkis habe ich noch einmal bei den Ärmelabschlüssen aufgegriffen.
Und ich trage dazu eine filigrane Kette- das bricht die große schwarze Fläche etwas auf.


Das Kleid ist trotz der Rüschen ein echtes machwerk-Teil.
Gerade in Bewegung ist der Saum ausgesprochen nett. :)


Weitere experimentelle Nähereien hat diesmal bei Lucy verlinkt.
Ich bin so gespannt, was sich die anderen vorgenommen haben!

Mittwoch, 23. Mai 2012

MMM: Knotenkleid


Als ich heute Mittag kurz nach 12 Uhr bei Catherine vorbeigeguckt habe, war noch kein einziges Knotenkleid beim heutigen MMM zu sehen.
Dabei haben mich die tollen Beispiele dort gestern Abend angestachelt, auch mal eins dieser legendären Wunderkleider zu nähen.


Also: Hier ist dann meine Version.
Und ich verstehe jetzt sehr gut, warum der Onionschnitt so beliebt ist:
  • In weniger als zwei Stunden ist das Kleid fertig.
  • Technisch sind keine Klippen eingebaut.
  • Mit dem sehr dehnbaren Jersey ist das Kleid passformunsensibel
  • Es trägt sich einfach super!
  • Und Heike hat die notwendigen Änderungen wunderbar erklärt. (Gedoppeltes Rückenteil, hinten keine Falten im Rockteil)
    Ich habe zum Schluss nur noch mal 3cm an der hinteren mittleren Naht abgenäht, da das Kleid hinten erheblich länger war als vorne.


Der Jersey ist vom letzten Fürther Stoffmarkt, mir hat für diese Kurzarmversion ein Coupon gereicht.
Das näh ich mal wieder :)

Mittwoch, 16. Mai 2012

MMM: Ein (Halb-) Tellerrock mit Anleitung


Dieser alte Vorhangstoff ist einer der Lieblinge in meinem Vintage-Lager.

Die Farben: Das "richtige rot", petrol, grün, senf und warme Neutraltöne- da kann ich sogar das violett verschmerzen.
Das Muster: Kann man das nicht direkt als Quiltvorlage nehmen? Ich denke dabei an Paul Klee und Kirchenfenster aus buntem Glas. Die Verteilung der ruhigen Flächen und der gemusterten Elemente ist richtig gut gelungen.
Die Qualität: Das ist bei alten Vorhangstoffen ja oft schwierig. Sie sind durch das Sonnenlicht mürbe und manche Fundstücke muss ich nach dem ersten Waschgang und einer beherzten Reißprobe entsorgen. Aber dieser Phantasiekrepp aus Baumwolle ist per-fekt erhalten.

Normalerweise breche ich so große Muster gern auf, indem ich sie vor dem Nähen in Falten lege oder zerschneide- aber hier wollte ich das Design in der Gesamtheit zeigen.
Logisch, das konnte dann nur ein Tellerrock werden.

Ein ganzer Kreis wäre bei dem festeren Stoff zu mächtig, so habe ich einen halben Tellerrock zugeschnitten.
Den kann man ganz leicht auf die eigene Figur anpassen:

  • Taillenumfang abmessen. 
  • Dieses Maß durch Pi ( 3,14 ) teilen- so bekommt man das Maß für die rote Linie.
  • Einen Bogen Packpapier rechtwinklig zuschneiden.
    Nehmt den eben ausgerechneten Wert als Radius in einen Fadenzirkel und zeichnet ausgehend von einer der Ecken die Taillenlinie.
  • Addiert Rocklänge und den errechneten Wert, das nehmt ihr als Basis für die Saumlinie in den Fadenzirkel.


Den Schnitt wie auf dem Schema zu sehen auf den Stoff auflegen- ihr könnt auch eine der blauen Linien in den Stoffbruch nehmen, wenn ihr ausreichend Material habt:


Der schmale Bund besteht aus einem 5cm breiten Schrägstreifen (fertige Breite 1,5cm), verschlossen wird der Rock mit einem nahtverdeckten Reißverschluss.
Dafür gibt es bei Sew´n´Sushi in den Sewing Secrets eine tolle Methode, wie man den auch ohne das Spezialfüßchen einnähen kann.



Für den Saum habe ich mit dem Wellenschneider ein Schrägband geschnitten und offenkantig aufgenäht. Der fransige Rand passt gut zum strukturierten Druck des Stoffes.


Fertig!
Ganz pur:

 
Und mit passender Tasche und Kastenjäckchen auf dem Weg in die Stadt:


Hier ist eigentlich alles Vintage- der Stoff ist alt, der Schnitt hatte in den 50ern seine Hochphase und das Kastenjäckchen in den 60ern. Das ist die Art, wie ich persönlich den Mid-Century-Hype interpretieren kann ohne mir verkleidet vorzukommen.
Mehr Selbstgenähtes wie jeden Mittwoch bei Catherine, der Retrokönigin!

Dienstag, 8. Mai 2012

Wie groß muss eine Tasche sein?


"Mach doch mal eine kleinere Tasche, so zum Weggehen Abends!"
Das habe ich schon öfters gehört und starte immer mal wieder einen Versuch.
So auch bei dieser Tasche, die ich euch hier erst mal in der normal großen Version zeige.
Da hat das mit der Verkleinerung richtig gut geklappt, ein Breitformat verträgt das viel besser als Taschen im Hochformat- da werden sonst die Öffnungen zu schmal.


Ich trage die Prototypen nun schon ein Weilchen mit mir herum und gestehe:
Auch die kleine Tasche ist eigentlich völlig ausreichend wenn man nur mal kurz in den Supermarkt oder zum Arzt muss. Wer hätte das gedacht :)

Ab Donnerstag können die Teilnehmerinnen im Aalener Kurs den Schnitt in den verschiedenen Größen und Verschlussvarianten ausprobieren.
Ich bin ja so gespannt!